"Relational Savoring": Kann die simple Therapie-Technik Beziehungen verbessern?

Die meisten von uns haben sich schon mal einen schönen Moment mit dem Partner, der Schwester oder dem besten Freund bewusst in Erinnerung gerufen und sich dabei der Person plötzlich viel näher gefühlt – selbst wenn sie vielleicht schon seit Wochen nicht mit ihr gesprochen haben. Diese Methode können wir auch ganz bewusst anwenden, um unsere Beziehungen zu verbessern. Die kalifornische Psychologie-Professorin Dr. Jessica Borelli nennt sie "Relational Savoring", auf Deutsch etwa "Beziehungs-Genießen".

Das steckt hinter der Idee von "Relational Savoring"

"Ich arbeite aktuell an der Idee, dass Beziehungen eine Quelle der Heilung sein können und dass wir die Kraft von Beziehungen nutzen können, um positive Veränderungen im Leben von Menschen zu bewirken", erklärt sie gegenüber "Oprah Daily". Sie glaubt, dass "Relational Savoring" genau dabei helfen könnte.

Bei der Therapie-Technik geht es konkret darum, sich an positive Momente mit Menschen zu erinnern, die uns nahestehen. Das könnte beispielsweise eine liebevolle Umarmung sein, die wir von unserer Ehefrau nach einem langen, stressigen Arbeitstag bekommen haben, oder wie wir mit unserer Freundin so lange gelacht haben, bis unser Bauch schmerzte. Genau diese Erinnerungen können uns dabei helfen, uns der Person näher und uns in der Beziehung sicherer zu fühlen.

Borellis Forschung bestätigt die Wirkung der Technik

Dr. Jessica Borelli konnte im Rahmen ihrer Forschung bereits herausfinden, dass "Relational Savoring" in Fernbeziehungen die emotionale Zufriedenheit erhöhen und darüber hinaus frisch gebackenen Müttern dabei helfen kann, sich mit ihrem Baby und deren Bedürfnissen zu verbinden.

Grundsätzlich kann diese Methode uns also in den verschiedensten Situationen unterstützen, aber laut der Psychologie-Professorin kann sie besonders Menschen helfen, die in ihren frühen Beziehungen Unsicherheit oder sogar Traumata erlebt haben. "Wenn wir von Eltern großgezogen werden, die uns unsensibel behandeln, dann fangen wir an zu glauben, dass die Welt voller Menschen ist, die uns ablehnen oder ignorieren werden, oder dass wir niemandem vertrauen können", sagt sie. Das mache es schwer, die Momente wahrzunehmen, in denen Menschen uns tatsächlich mit Liebe und Fürsorge begegnen.

Wie gehen wir mit Beziehungskrisen um? Wann ist eine Trennung sinnvoll? Warum trennen sich Frauen anders als Männer? Diese und weitere Fragen beantworten wir in unserem PDF-Dossier zum Thema Beziehungen in der Krise.

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So kannst du "Relational Savoring" für dich nutzen

Sich Zeit zu nehmen, um innezuhalten und positive Erfahrungen mit anderen noch einmal zu durchleben, kann solchen Personen helfen, die kleinen Anzeichen von Sicherheit in ihren Beziehungen zu anderen wahrzunehmen und wertzuschätzen. Das kann "Relational Savoring" zu einem wichtigen Tool für gesunde Beziehungen machen.

Auch Dr. Borelli selbst nutzt die Technik: "Am Ende jedes Tages bemühe ich mich wirklich, über die positiven Momente mit meinen Kindern nachzudenken, und ich teile sie mit meinem Mann." Es sind oft die kleinen Dinge – etwa ein lustiger Kommentar, den eines der Kinder gemacht hat, oder eine liebevolle Umarmung vor dem Schlafengehen – die auf Borellis Liste landen.

Genau hier könnten wir auch ansetzen, um die Therapie-Technik für uns und unsere Beziehungen zu nutzen. Wie eine Art Dankbarkeitstagebuch könnten wir abends schöne Momente Revue passieren lassen, die wir mit unseren Lieben erlebt haben. Oder wir nehmen uns einmal die Woche bewusst Zeit, uns positive Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen. Welche Methode wir auch immer wählen: Unsere psychische Gesundheit sowie unsere Beziehungen werden sehr wahrscheinlich davon profitieren.

mbl Brigitte

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